Das grüne Gold aus Thailands Norden   

     Die Herkunft unseres Oolongs Nr.12 und Nr.17 liegt im Norden Thailands, in Doi Mae Salong. Dieses malerische Bergdorf liegt in der nördlichsten Provinz Thailands, nahe der Grenze zu Myanmar. Gelegen auf einer Höhe von 1094 Metern, mit einem alpinen Klima und hoher Luftfeuchtigkeit gesegnet, bietet es ideale Bedingungen für den Teeanbau der Chinasaatpflanze (Camellia sinensis var. sinensis). Von Chiang Rai, der nächstgrößeren Stadt, schlängelt sich die enge Straße in Serpentinen den Berg hoch. 

Rechts und links ergeben sich traumhafte Ausblicke weit über die Täler und auf die saftig grünen Teeplantagen. Je näher das Dorf rückt, desto wolkiger wird es. Gerade in der Regenzeit, wenn die Luftfeuchtigkeit sehr hoch ist.


Teeanbau ist das Hauptgeschäft des Dorfes

     Seit den 1960er Jahren wird es vor allem von chinesischen Einwander:innen bewohnt, die zuvor aus der südchinesischen Provinz Yunnan geflohen sind und in Doi Mae Salong Zuflucht vor den Kommunist:innen suchten. Sie brachten sowohl die Pflanze mit als auch das Wissen und die Tradition, sodass Tee seither in immer größerem Stil angebaut wird. Die Akha, eines der sieben großen Bergvölker in Südostasien, und andere Bevölkerungsgruppen teilen sich das Dorf und die Berghänge mit den Chines:innen. So treffen hier chinesischer Teeanbau, südchinesische Yunnan-Küche und alte thailändische Traditionen, Kulturen und Religionen aufeinander. Doi Mae Salong ist sehr überschaubar. Es besteht aus einer Straße, welche sich zwei Kilometer den Berg empor mäandert. Entlang dieser Straße reihen sich Teefabriken aneinander, die oft mit in die Wohnhäuser integriert und nicht viel größer als ein durchschnittliches Wohnzimmer sind. Überall ist das Brummen der Maschinen zu hören und der Duft von frischem Tee hängt in der Luft.


Der Schwarze Drache

     Ein Haus sticht besonders hervor: Es ist das Haus der Familie Namchai. Es fällt zunächst durch seine leuchtend orangene Farbe auf. Außerdem weist ein großes Schild darauf hin, dass der hier verarbeitete Tee rein biologisch und ökologisch ist (nach europäischen und US-amerikanischen Standards). Herr Namchai und seine Familie sind, wie viele hier, spezialisiert auf Oolong-Tee. In China trägt er den Namen „Schwarzer Drache“, inspiriert durch die Form und Farbe der Blätter nach der Verarbeitung. Es handelt sich bei Oolong um einen halbfermentierten Tee. Die Fermentation wird in einem Stadium unterbrochen, wenn die Ränder der Teeblätter schon schwarz sind, das Blattinnere jedoch noch grün ist. Abhängig von der exakten Länge der Oxidation der Blätter geht er geschmacklich eher in Richtung Grün- oder Schwarztee. Herr Namchai produziert seinen Oolong aus den Varietäten Nr. 17 und Nr. 12. Ersterer ist im Geschmack sehr floral und fruchtig, während Letzterer eher kräftige und würzige Noten aufweist.


Die Verarbeitung

     Herr Namchai und seine Familie produzieren hier in diesem abgelegenen, pittoresken Bergdorf einen hochwertigen Tee unter besten Bedingungen. Sie sind sehr gastfreundlich, hilfsbereit und geben ihr Wissen über Tee und dessen Anbau und Verarbeitung gerne weiter. Der Tee kann alle sechs Wochen geerntet werden. Direkt nach Sonnenaufgang geht es für die Erntehelfer:innen, meistens Frauen aus dem Dorf, auf die Felder zum Pflücken. Gegen Mittag kommen sie zurück zu den Fabriken, wo ihre Säcke direkt gewogen werden und der Lohn ausgezahlt wird. Anschließend werden die unzähligen Teeblätter zum Trocknen ausgelegt, bevor sie dann weitere Verarbeitungsschritte durchlaufen. Zwischendurch werden sie immer wieder leicht gerieben, um die Oberfläche der einzelnen grünen Blätter aufzubrechen und den Oxidationsvorgang in Gang zu bringen. Zum Abschluss werden sie kurzzeitig hoch erhitzt, um die Oxidation zu stoppen und den Tee haltbar zu machen. Jeder Arbeitsschritt wird hier mit feinster Sorgfalt ausgeführt. Vor allem auf die Sortierung am Ende legen die Arbeiter:innen besonderen Wert.

Doi Mae Salong ist ein Dorf, so abgelegen es auch sein mag, in dem der Anbau von Tee und die weitere Verarbeitung eine Lebensgrundlage bildet.

Der Anbau und Handel mit Tee sichert hier nicht nur Existenzen, es ist auch ein Handwerk, welches auf langer, generationsübergreifender Erfahrung beruht und dessen Traditionen hier weitergeführt werden, sodass das Wissen nicht verloren geht.




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